Wie wirken sich steigende Zinssätze und Inflation auf globale Lieferketten aus?

Supply-Chain-Manager und Experten für Bestandsmanagement sind mit einer ständigen Flut von Problemen in der Lieferkette konfrontiert, von denen immer wieder neue dazukommen. Jede Krise birgt die Gefahr einer Unterbrechung der Supply Chain, die bei Unternehmen mit Lagerbeständen zu Chaos führen kann. In diesem Blog konzentrieren wir uns darauf, wie Experten für Lieferketten- und Bestandsmanagement die Auswirkungen der hohen Inflation und der Zinssätze abfedern können.

Inflation

Die Inflation hat in den letzten Jahren zugenommen und ein Rekordniveau erreicht. Im Jahr 2022 lag die Inflation im Schnitt bei 6,9% in Deutschland. Derzeit lässt sich zwar ein Rückgang verzeichnen mit 3,8% im Oktober 2023, trotzdem ist dies noch  ein signifikant hoher Wert. Vor allem der Preisrückgang bei Lebensmitteln und der Energie dürfte dafür sorgen, dass die Inflation noch weiter sinkt im Verlauf des Jahres. Dennoch haben sich die Verbrauchspreise im Vergleich zum Vormonat September nicht geändert.

Jedoch sind von der Inflation logischerweise auch Bauteile, Komponenten und andere Waren betroffen, was sich alles insgesamt auf höhere Lebenshaltungskosten auswirkt.

Zinsen

Um die Inflation einzudämmen, erhöhen die Zentralbanken die Zinssätze, um die Menschen zu ermutigen, Geld zu sparen. Das hat zur Folge, dass sie kein Geld ausgeben, was zu einem Rückgang der Nachfrage und damit der Kosten führen sollte. Wenn die Nachfrage schwankt und die Kosten steigen, kann es verlockend sein, langfristige Strategien zu verwerfen, um auf diese Veränderungen zu reagieren. Kurzfristige Lösungen können zwar sinnvoll sein, aber es ist wichtig zu überlegen, wie diese Lösungen an künftige Marktveränderungen angepasst werden können, damit das Unternehmen rentabel bleibt.

Wie wirken sich hohe Zinssätze und Inflation auf die Lieferketten aus?

  • Teurere Kredite. Höhere Zinssätze verteuern die Kreditaufnahme und machen die Finanzierung von alltäglichen Vorgängen wie Bestandsbeschaffung, Transport und Lagerung teurer. Höhere Kosten können die Gewinne schmälern und Cashflow-Probleme verursachen, was die Fähigkeit eines Unternehmens beeinträchtigt, in die Lieferkette zu investieren oder Aufträge zu erfüllen.
  • Investitionen in die Infrastruktur der Lieferkette werden reduziert. Hohe Zinssätze machen es für Unternehmen weniger attraktiv, langfristige Investitionen in ihre Lieferketteninfrastruktur zu tätigen, wie z. B. den Bau oder Kauf neuer Lagerhäuser oder Lagerflächen, die Modernisierung von Fahrzeugen und Transportmitteln oder die Digitalisierung von Lieferkettensystemen.
  • Die Nachfrage sinkt. Die Zinssätze werden sich auch auf die Konsumentenausgaben auswirken, da sich die Kreditaufnahme verteuern wird. Dies führt zu einer geringeren Nachfrage, die sich auf die Lieferkette auswirken wird. Wenn die Nachfrage sinkt, müssen die Unternehmen ihre Produktion oder Aufträge reduzieren, was für die Zulieferer in der Lieferkette dasselbe nach sich ziehen kann.
  • Höhere Kosten für die Lagerhaltung. Wenn die Zinssätze steigen, kann sich dies auf die Lagerhaltungskosten auswirken. Zum Beispiel auf die Kosten für Lagerhaltung, Versicherung und Finanzierung. Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen versuchen, diese Kosten zu senken, indem sie ihre Lagerbestände reduzieren. Schlankere Lieferketten und weniger Sicherheits- oder Pufferbestände können das Risiko von Fehlbeständen erhöhen, wenn die Nachfrage schwankt oder es zu Lieferunterbrechungen seitens der Lieferanten kommt.
  • Globale Lieferketten. Hohe Zinssätze in einem Land können sich auf globale Lieferketten auswirken, vor allem dann, wenn Länder zur Finanzierung ihrer Geschäfte auf Kredite angewiesen sind. Diese Unternehmen sind dann mit den gleichen höheren Kreditkosten, geringeren Investitionen, geringerer Nachfrage und Unterbrechungen der Lieferkette konfrontiert, wenn Unternehmen weltweit auf sie als Lieferanten oder Kunden angewiesen sind.

Wie können Supply Chain Manager mit höherer Inflation und höheren Zinssätzen fertig werden?

Zwar können Sie geopolitische und wirtschaftliche Faktoren nicht beeinflussen, aber Sie können Ihre Unternehmensstrategie steuern. Dies ist entscheidend, um die Auswirkungen von Inflation und steigenden Zinssätzen abzumildern.

1. Überprüfung des Gesundheitszustands Ihres Bestands

Da sich die Lagerbestände auf den Cashflow auswirken, ist es jetzt an der Zeit, unnötig hohe Lagerbestände abzubauen, um Kapital nicht zu binden. Wenn die Zinsen steigen, werden die Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger, was den Zugang zu Kapital erschwert.

Wenn Sie Kapital aus überschüssigen Beständen freisetzen, können Sie es dort investieren, wo es am dringendsten benötigt wird, z. B. in Personal, Ressourcen oder Marketing, ohne einen Kredit zu einem höheren Zinssatz aufnehmen zu müssen.

Sie können den Zustand Ihres Bestands auf verschiedene Arten überprüfen, die wir in unserem kostenlosen eGuide zur Selbsteinschätzung des Bestandszustands näher erläutern.

Wenn Sie dies noch nicht getan haben, sollten Sie Ihren Bestand analysieren und kategorisieren, um sicherzustellen, dass Sie die Produkte mit dem größten Wert für Ihr Unternehmen vorrätig haben. So können Sie sich auf die Produkte konzentrieren, die für Ihr Unternehmen am wertvollsten sind, und sicherstellen, dass Sie die Kundennachfrage nach diesen Produkten weiterhin erfüllen können. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist die ABC/XYZ-Analyse.

2. Die Widerstandsfähigkeit Ihrer Lieferkette verstehen

Resilienz in der Lieferkette bedeutet, dass man das tägliche Risiko beherrscht und über Systeme und Prozesse verfügt, die sich auf Störungen in der Lieferkette einstellen. Mit einer widerstandsfähigen kann Ihr Unternehmen den zusätzlichen Druck auffangen, so dass es sich unter allen Umständen erholen kann. Mit den richtigen Systemen und Prozessen können Sie auch Unterbrechungen vorhersagen und vorbeugen, um sie hoffentlich ganz zu vermeiden.

Widerstandsfähige Lieferketten erleichtern es, auf Störungen zu reagieren, wo auch immer sie im Prozess auftreten mögen. Unser eGuide, Aufbau einer widerstandsfähigen Supply Chain, beleuchtet die wichtigsten Faktoren der Widerstandsfähigkeit:

  • Einbindung von Bestands- und Kapazitätspuffern in Ihr Lieferkettenmanagement
  • Diversifizierung Ihres Lieferantennetzes, Suche nach Lieferanten in Ihrer Nähe und Aufbau und Pflege enger Lieferantenbeziehungen
  • Digitalisierung der Lieferkette zur Verbesserung der Effizienz

3. Überprüfung Ihrer Kosten- und Preisstruktur

Da die Kosten für Rohstoffe und Komponenten steigen, werden Ihre Lieferanten diese höheren Kosten wahrscheinlich an Sie weitergeben. Die Kraftstoffpreise sind zwar gesunken, werden aber wahrscheinlich wieder steigen, wenn die Ölförderung nachlässt. Dank der ständig steigenden Energie- und Versorgungskosten wird der Betrieb von Lagern und Unternehmen teurer.

Wie können Sie diese höheren Kosten bewältigen? Eine Möglichkeit besteht darin, diese Erhöhungen an Ihre Kunden weiterzugeben, damit Sie weniger Kapital aufbringen müssen. Bevor Sie jedoch die Preise erhöhen, sollten Sie Ihre Finanzen und Gewinnmargen überprüfen, um die beste Strategie für Ihr Unternehmen zu finden, damit es rentabel bleibt. Wie werden sich höhere Preise auf die Kundennachfrage auswirken? Wie gehen Ihre Wettbewerber mit ihren Kosten um?

Wie wird Ihr Team das veränderte Kundenverhalten und die Markttrends bei sinkender Nachfrage kontrollieren? Sie müssen in der Lage sein, Veränderungen in der Nachfrage zu verfolgen, damit Ihr Einkaufsteam seinen Einkaufsplan so anpassen kann, dass nur Lagerbestände bestellt werden, die sich auch verkaufen.

4. Prüfen Sie Ihre Kredite sowie lang- und kurzfristige Finanzierungsmöglichkeiten und die möglichen zusätzlichen Kosten, die auf Sie zukämen

Wenn Ihr Unternehmen nicht über Kapital verfügt, um die gestiegenen Betriebskosten zu decken, weil es in überschüssigen Lagerbeständen gebunden ist, wird es durch höhere Zinssätze schwieriger und teurer, Kredite aufzunehmen, was sich auf die für Ihr Unternehmen akzeptable Verschuldung auswirken könnte. Vielleicht sollten Sie nicht-traditionelle Kapitalquellen in Betracht ziehen, wie z. B. Supply-Chain-Lösungen zur Finanzierung. Die Finanzierung der Lieferkette funktioniert anders als ein Kredit, indem ein Dritter mit der Kreditvergabe zwischen Käufern und Lieferanten beauftragt wird. Sie verringert das Risiko einer Unterbrechung der Lieferkette und stellt sicher, dass das Betriebskapital effizient genutzt wird.

Höhere Fremdkapitalkosten wirken sich auch auf Ihre Rentabilität und Ihre Fähigkeit aus, Cashflows zur Deckung von Krediten zu generieren. Die Überprüfung Ihrer aktuellen Finanz- und Darlehensverträge kann Ihnen bei der Planung Ihrer künftigen Finanzierung helfen. Dies könnte die Konsolidierung von Krediten oder die Suche nach neuen Krediten mit fester Laufzeit sein, um die Rückzahlungen zu stabilisieren.

Wie leicht können Sie angesichts steigender Kosten und Unterbrechungen der Lieferkette Forderungen durchsetzen? Wenn Sie mit Ihren Kunden Zahlungspläne haben, wie viel werden Sie voraussichtlich als uneinbringliche Forderungen abschreiben müssen? Möglicherweise müssen Sie Vorauszahlungen verlangen, um das Risiko von Zahlungsausfällen zu verringern. Sie sollten auch überlegen, ob Ihre Lieferanten dasselbe tun werden, um potenzielle Cashflow-Probleme abzudecken.

5. Unterstützung der betrieblichen Effizienz durch Technologie

Die Einführung von Automatisierung durch Bestandsoptimierungssoftware ermöglicht es Ihnen, die Kontrolle über Ihren Bestand zu übernehmen. Die Bestandsoptimierung findet die optimalen Bestandsniveaus, die den von Ihnen benötigten Bestand im Gleichgewicht halten und gleichzeitig die Kapitalinvestitionen so gering wie möglich halten.

Bestandsoptimierungssoftware wie EazyStock berechnet, welcher Bestand wann, in welcher Menge und an welcher Stelle in Ihrem Liefernetzwerk zu bestellen ist. Dabei kommt ein statistischer Ansatz zum Einsatz, der mehrere Faktoren berücksichtigt, die sich auf die Variabilität von Angebot und Nachfrage auswirken, und zwar bis auf SKU-Ebene.

EazyStock berechnet Bedarfsprognosen unter Berücksichtigung von Saisonalität, Trends, Werbeaktionen, Produktlebenszyklen und Bedarfsarten. Anhand dieser Daten erstellt es dann Bestandsrichtlinien und empfiehlt die optimalen Mengen jedes Artikels, die Sie vorrätig haben sollten.

Die Software gibt Empfehlungen für die Höhe des Sicherheitsbestandes, damit Sie Nachfragespitzen abdecken können. Sie generiert automatisch tägliche Bestellvorschläge, die Nachfrageprognosen, Bestandsrichtlinien, Sicherheitsbestände, aktuelle Lagerbestände, reservierte Bestände, Waren im Transit und Auftragsrückstände berücksichtigen, so dass Sie Ihre Kapitalinvestitionen so gering wie möglich halten können.

Wenn Sie Ihre Einkaufsprozesse automatisieren, können Sie mit niedrigeren Fixkosten arbeiten, Ihren Nachschub im Griff behalten und Lagerhaltungskosten sparen. Sie sind in der Lage, dynamischer einzukaufen und können so schnell auf Veränderungen der Marktnachfrage reagieren.

Wenn Sie der Meinung sind, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für die Anschaffung einer neuen Software ist, bedenken Sie, welche Auswirkungen ein Nichthandeln auf Ihr Unternehmen haben könnte. Die Investition in die Software ist im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen in Ihren Bestand minimal. Betrachtet man die potenzielle Kapitalrendite, ist Ihre Investition praktisch gleich Null.

Wie wir bereits erwähnt haben, kann es sich negativ auf Ihr Unternehmen auswirken, wenn Sie langfristige Strategien für kurzfristige Lösungen opfern. In unserem Blog erfahren Sie mehr darüber, wie es Sie auf lange Sicht mehr kosten kann, wenn Sie rein auf Bestandsmanagement setzen, jedoch die Bestandsoptimierung außen vor lassen.

Fazit

Die Inflation wird immer Auswirkungen auf Unternehmen haben, unabhängig von ihrer Größe. Entscheidend für die Bewältigung ihrer Auswirkungen ist jedoch, dass man sich auf das konzentriert, was man selbst steuern kann.

Kontaktieren Sie unser Team für eine unverbindliche Präsentation, wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihr im Lager gebundenes Kapital reduzieren und Ihre Cashflow-Planung selbst in die Hand nehmen können, anstatt sie von Bankzinsen und anderen Marktbedingungen abhängig zu machen.

Man in an orange hard hat wearing a grey t-short and blue dungarees holding a box in a warehouse, looking up at a more boxes stacked on shelves.
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