Die Kosten des Nichtstuns: Auswirkungen von schlechtem Bestandsmanagement im Autoteile Großhandel

Der Autoteile Großhandel – Eine Industrie im rapiden Wandel

Die Automobilbranche und damit auch der Autoteile Großhandel befinden sich im rasanten Wandel. Dieser Wandel hat zur Folge, dass Unternehmen dieser Branchen sich auf die veränderten Geschäftsbedingungen anpassen müssen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren.

Gründe für die Transformation dieses kompletten Industriezweigs sind mannigfaltig: Einerseits gibt es starke technologische, disruptive Trends. Beispielweise die zunehmende Verschiebung hin zu Elektro- und Hybridfahrzeugen resultiert konsequenterweise auch in der zunehmenden Nachfrage nach entsprechenden Bauteilen. Andererseits spielen auch politische Einflüsse eine signifikante Rolle für den Autoteile Großhandel. Etwa der Brexit, mit der UK als einer der europaweit größten Märkte im Bereich Autoteile.

Alles in allem besteht also eine relativ schwierige Planungssicherheit, daher muss man als Unternehmen dieser Branche auf alle möglichen Szenarien vorbereitet sein und eine sehr agile Struktur etablieren, ansonsten drohen unkalkulierbare Missstände. Mit einer der wichtigsten Bereiche hierbei wird das Bestandsmanagement sein, da sich wie beschrieben Angebot und Nachfrage und damit auch die notwendigen Bestände rapide verändern können.

Im Folgenden wird erläutert, welche Auswirkungen ein schlechtes Bestandsmanagement für Autoteile Großhändler haben kann und gleichzeitig werden mögliche Lösungsansätze für dieses Problem geboten:

Von Push- zu Pullprinzip

Lassen Sie uns zunächst nochmals auf die Frage zurückkommen, warum die Bestandsoptimierung speziell für Unternehmen im Autoteile Großhandel von so entscheidender Bedeutung ist.

Einer der Hauptgründe ist definitiv das Verhalten der Konsumenten. Früher funktionierte der Automobilmarkt eher nach dem „Push“-Prinzip. Das heißt, dass Automobilhersteller von Zeit zu Zeit neue Modelle auf den Markt gebracht haben und der Kunde zwischen einem dieser bereits produzierten Modelle entscheiden konnte. Damit war natürlich eine gewisse Planungssicherheit gegeben. Heutzutage funktioniert der Automobilmarkt (und damit auch der Autoteile Markt) nach dem „Pull-“Prinzip. Soll heißen, dass heutzutage die wenigstens Kunden ein Automobil vorgefertigt erwerben, sondern vielmehr im Vorfeld dieses bis in das kleinste Detail konfigurieren und nach ihren Vorstellungen anhand verfügbarer Module/Teile zusammenstellen. Jedoch stellt dies wiederum einige Unternehmen dieser Branche vor große Probleme, da es oft nicht absehbar ist, welche Komponenten nach Markteinführung sehr gefragt sein werden und sich durchsetzen und welche wiederum eher zu „Ladenhütern“ werden. Davon abgesehen steigt generell die Komplexität im Bestandsmanagement, je mehr Artikel lagernd sind.

Die großen Erstausrüster (= OEM – Original Equipment Manufacturer) sind hier in der Regel schon einen Schritt voraus, und setzen auf entsprechende Software zur Bestandsoptimierung, Prognoseberechnung und Einkaufsautomation. Mehr und mehr mittelständische Branchenvertreter im Autoteile Großhandel haben aber diesen Nutzen erkannt und folgen dieser Entwicklung, bzw. können so auch direkt mit den Systemen ihrer Zulieferer und Abnehmer agieren und kommunizieren.

Technologischer Wandel und Digitalisierung

Mechaniker mit Interface Autoteile Großhandel

Ein zweiter, richtungsweisender Einflussfaktor für die Großhändler im Automobilbereich wird der technologische Wandel, die Digitalisierung sowie neue Geschäftsmodelle im Sektor Mobilität sein.

Ersteres hauptsächlich in Bezug auf den Trend hinsichtlich der Elektromobilität und hybriden Fahrzeugen. Denn im Vergleich zu regulären Fahrzeugen, benötigen solche logischerweise ein Portfolio an (Ersatz-)Teilen, die zuvor noch nicht angefragt wurden und daher zu großen Veränderungen bei Zulieferern und Händlern innerhalb deren Beständen führen. Auch hier ist wieder eine große Unsicherheit für Großhändler vorhanden, da es nur geschätzt werden kann, wie schnell sich diese Technologien auf dem breiten Markt behaupten können und entsprechend wie sich die Nachfrage entwickeln wird.

Gleiches gilt für den Bereich Digitalisierung. Die bahnbrechendste Entwicklung derzeit mag hier das autonome Fahren sein. Diese Technologie ist zwar noch nicht massentauglich wird aber in den nächsten Jahren verstärkt zunehmen. Es gilt also auch hier, in der Lage zu sein, die eigenen Bestände flexibel und zielgerichtet aktualisieren zu können, um stets die geforderte Nachfrage bedienen zu können.

Der letzte Punkt, die neuen Geschäftsmodelle, dürfen auch nicht außer Acht gelassen werden. Nimmt man hier als Beispiel den zunehmenden Trend zum Carsharing, wirkt sich dies auch langfristig auf Großhändler im Automobilbereich aus. Denn in diesem Anwendungsfall werden die Fahrzeuge in kurzen Zeiträumen kontinuierlich bewegt, meist im urbanen Raum. Verschleißteile werden somit besonders in Anspruch genommen und müssen regelmäßiger ausgetauscht werden. Die Nachverfolgung und Entwicklung jener Nachfrage sollte genauestens analysiert und prognostiziert werden, um eine geeignete Strategie im Großhandel fahren zu können.

Politische Faktoren

Schlussendlich spielen auch noch politische Faktoren eine wichtige Rolle für die momentane Unsicherheit in der Branche. Wie anfangs erwähnt, dürfte das derzeit in Europa vor allem der anstehende Brexit sein. Großbritannien spielt nämlich im Autoteile Großhandel europaweit eine zentrale Rolle und es ist noch nicht absehbar, wie sich diese Entwicklung äußern wird. Denkbar ist beispielweise die Einführung höherer Importzölle, die enorme Auswirkungen auf die Lieferketten von Abnehmern sowie Zulieferern haben würden. Somit könnten schlagartig bestehende Geschäftsbeziehungen wegbrechen oder unrentabel werden und damit auch die reguläre Planung der eigenen Bestände aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Die Effekte von schlechtem Bestandsmanagement für KMUs

Mechaniker im Autoteile Großhandel Lager

Es stellt sich die Frage, wie sich ein nicht optimiertes Bestandsmanagement konkret für Firmen im Autoteile Großhandel auswirkt und warum es unausweichlich ist, sich mit dieser Thematik zu befassen. Diese Frage wird nun beantwortet:

Verlorene Aufträge

Zunächst einmal zu den unmittelbaren Auswirkungen, die gegenwärtig und fortlaufend bei schlechtem Bestandsmanagement das Geschäft negativ beeinflussen. Dies sind vor allem entgangene Kundenaufträge! Denn je nach Produkt erwartet der Kunde, dies in einer gewissen Lieferzeit zu erhalten. Bzw. er benötigt eine Planungssicherheit, um die eigenen Prozesse/Produktion aufrecht zu halten. Daher ist es essentiell wichtig, ein zuverlässiges Zeitfenster bei der Verfügbarkeit der eigenen Produkte zu gewährleisten. Alleine schon wegen dem Vorhandensein einer breiten Konkurrenz in diesem hart umkämpften Markt, auf die der potentielle Kunde zurückgreifen kann, sollte es im eigenen Unternehmen zu Lieferengpässen kommen.

Schädigung der Kundenbeziehungen

Noch gravierender als die Folgen eines verlorenen Auftrages, sind die Auswirkungen auf die bestehende Kundenbeziehung. Denn passiert es, dass ein Bestandskunde ein-, vielleicht zweimal, eine negative Erfahrung macht aufgrund einer nicht zu Stande kommenden/verspäteten Order, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, diesen dauerhaft zu verlieren. Und die Zurückgewinnung solcher Kunden zählt aus Händlersicht zu einer der schwersten und aufwendigsten Aufgaben. Auch das Generieren neuer Kunden kann durch ein solches Fehlmanagement beeinflusst werden, denn heutzutage können Lieferanten unkompliziert online bewertet werden und logischerweise fällt die eigene Bewertung bei unzufriedenen Kunden tendenziell schlecht aus, was auf Interessenten abschreckend wirken kann.

Mittel- und langfristige Auswirkungen

Mindestens genauso geschäftsschädigend sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen von indisponiertem Bestandsmanagement, die im schlimmsten Fall sogar zum Bankrott Ihres Unternehmens führen können. Werfen Sie dazu einen Blick auf folgende Grafik:

Diagramm Einfluss Bestandsmanagement Autoteile Großhandel

Überbestand

Wie man sehen kann, existieren hier zwei Extreme nach oben sowie unten, die letztendlich aber beide in einer schwachen finanziellen Performance resultieren. Ersteres ist die Bestellung und Führung von Überbestand. Dies mag zunächst verlockend klingen, da man so nahezu alle Kundenaufträge ab Lager bedienen kann. Aus unternehmerischer Sicht ist dies aber nicht vertretbar. Denn Überbestand bedeutet, das Kapital gebunden wird, das an anderer Stelle nützlicher verwendet werden könnte. Auch kann Überbestand nach gewisser Zeit zu Altbestand oder überflüssigem Bestand werden. Zum Beispiel, wenn ein neues Modell eines gewissen Automobils auf den Markt kommt, werden die Teile der alten Serie einen Rückgang in der Nachfrage erfahren. Längerfristig muss man diesen Bestand dann abschreiben und im Rahmen von Abverkäufen oder starken Rabatten liquidieren. Dies führt entsprechend zu sehr geringen Margen und einem geringen finanziellen Ergebnis.

Unterbestand

Das andere Extrem ist das Führen von zu geringen Beständen. Wie bereits erwähnt, führt dies primär zu entgangenen Aufträgen und einer geringen Kundenzufriedenheit. Aus Sicht des Einkaufsmanagements kommt es bei dem durchwegs „Auf Abruf-“Bestellens auch meist zu Missständen, da so keine guten Preise bei den eigenen Lieferanten erzielt werden können. Vielmehr sollte man vorausschauend planen und auch besondere Angebote, Sammelbestellungen und Mengenrabatte miteinbeziehen.

Optimale Bestandsmenge

Der richtige Weg für das Bestandsmanagement, den jedes Unternehmen wählen sollte, ist der Mittelweg aus beiden Extremen. Sprich man sollte anhand qualifizierter und korrekter Nachfrageprognosen dafür sorgen, dass stets die richtigen Artikel zur richtigen Zeit in der richtigen Menge im Bestand sind. Nur so kann man das maximal mögliche finanzielle Ergebnis erreichen! In der Praxis ist dies kein leichtes Unterfangen und stellt vor allem mittelständische Unternehmen der Autoteile-Branche vor große Probleme. Im folgenden Absatz wird jedoch erklärt, wie Sie diese komplexe Problemstellung einfach in den Griff bekommen können:

Lösungansätze bei schlechtem Bestandsmanagement für KMUs

Diese Herausforderungen im Bestandsmanagement sind schon länger präsent. Sie haben sich jedoch in den letzten Jahren zugespitzt aufgrund der wachsenden Unsicherheitsfaktoren. Jedoch gibt es inzwischen zahlreiche Konzepte sowie IT-gestützte Lösungen, um die Herausforderungen zu meistern.

Praxisbewährte Konzepte

Eines der wichtigsten Mittel sind hierbei das Aufstellen und Anwenden von Nachfrageprognosen. Mit Hilfe dieser kann durch mathematische Modelle und Algorithmen die Bestandshistorie analysiert werden und die Zukunftsanforderungen für jeden einzelnen Artikel berechnet werden. Es lassen sich auf Basis dessen auch Ausreißer sowie Trends erkennen, ein Warnungsmanagement implementieren oder aber eine automatische Bestandsauffüllung etablieren.

Dies war nur ein Beispiel an praxisbewährten Konzepten. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Methoden, etwa das Durchführen von Simulationen, um die möglichen Szenarien der Zukunft möglichst genau im Vorfeld evaluiert werden können oder das Vornehmen einer Klassifikation der eigenen Bestände, etwa nach ABC- oder XYZ-Analyse. Eine typische ABC Analyse zeigt zum Beispiel auf, welche Kunden oder Produkte am stärksten am Lagerumsatz eines Unternehmens beteiligt sind (A) und welche am wenigsten (C).

Werden Sie Vorreiter im Bestandsmanagement

Für den Autoteile Großhandel gelten hier aber andere Bedingungen, da wie beschrieben dieser Bereich von so starker Unsicherheit und Veränderung geprägt ist, dass es sich an dieser Stelle empfiehlt, tiefer ins Detail zu gehen. Vielen mittelständischen Unternehmen auch anderer, sich wandelnder Branchen haben nämlich erkannt, dass oft die Kapazitäten des eigenen ERP Systems bei der Bestandsoptimierung nur bedingt ausreichend sind und noch hohes Optimierungspotential besteht.

Dann kann es ratsam sein, auf eine Erweiterung des (bestehenden) ERP Systems zurückzugreifen, genauer gesagt auf ERP Add-Ons. In der Regel sind diese Add-Ons kompatibel zu den bestehenden Systemen und haben den Vorteil, dass sie für einen Bereich, in dem Nachholbedarf besteht – in diesem Fall dem Bestandsmanagement – sehr konzentriert und fundiert Lösungsansätze bieten. Auch kann so das bestehende System in Anwendung bleiben, da lediglich ein Zusatzmodul andockt, das die laufenden Prozesse nicht beeinträchtigt. Der Trend geht daher zu ERP Add-Ons, anstelle des Ablösens eines kompletten ERP Systems.

Wir von EazyStock sind in diesem Bereich einer der führenden Software-Anbieter für den Mittelstand, mit mehr als 15 Jahren Erfahrung bei der Bestandsoptimierung. Unser Mutterunternehmen Syncron, zuständig für Großkonzerne, hat bereits Automotive-Kunden wie Mazda, Daimler oder Scania dabei helfen können, ihre Bestände zu reduzieren und Kosten enorm zu senken.


Dies war ein kurzer Überblick für Sie zum Thema Bestandsmanagement und dessen besondere Wichtigkeit für Autoteile Großhändler. Was wir feststellen ist, dass die Bestandsplanung für Großhändler besonders während Feiertagen/Ferienzeiten zum Problem wird, da etwa wichtige Zulieferer geschlossen haben. Deswegen haben wir einen Ratgeber zu dem Thema verfasst, um als Großhändler optimal auf die Hochsaison vorbereitet zu sein:

Four wooden cogs of different sizes on a wooden table to show supply chain resilience and optimisation
Bestandsoptimierung

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Was bedeutet Lieferkettenoptimierung? Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Supply-Chain-Optimierung den Einsatz von Technologie, um die Bestände zur richtigen Zeit am richtigen Ort...